Zuchtberatung

Noch einmal zum Abyticking

von Raymonde Harland

erschienen in "katzen extra"5/98

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Somalikatze Ramon vom Kahleberg Foto: Somali

Frage:

In Heft 3/98 beantworten Sie eine Frage zum Abessinier-Tabby bei Türkisch Angora Katzen und lassen zwischen den Zeilen durchblicken, dass bei Türkisch Angora, Maine Coon, Norwegischen Waldkatzen u.ä. Rassen das dominante Abessinier-Tabby-Gen eigentlich nur durch "schummeln in die Rasse gekommen sein kann. Gibt es nicht doch eine genetische Möglichkeit, wie da Abessinier-Tabby-Gen verdeckt durch die Generationen vererbt wurde, ohne auf dem Stammbaum der Tiere zu erscheinen?

Antwort:

Es gibt sogar zwei Möglichkeiten diese dominanteste der Tabby-Gene verdeckt zu vererben, ohne dass dies im Stammbaum sichtbar ist. Die erste Möglichkeit ist, dass alle Vorfahren, die aus dem Stammbaum ersichtlich sind, das epistatische Weiß zeigen. Diese Möglichkeit ist bei Türkisch Angora sogar realistisch, da hier die beliebteste Zuchtfarbe immer noch das Weiß ist. Epistatisch weiß überdeckt alle anderen Farb- und Zeichnungsgene. Die Katze trägt praktisch einen weißen Mantel unter dem alles Mögliche verborgen sein kann, ohne auf dem Stammbaum sichtbar zu werden.

Somalikatze Ramon vom Kahleberg, Maine Coon Osaka the Fabulous Foto: Somali und Maine Coon

Die zweite Möglichkeit ist, dass alle auf dem Stammbaum aufgelisteten Vorfahren non-agouti waren, also z.B. schwarz oder black-smoke, blau oder blau-smoke, chocolate oder chocolate-smoke oder lilac bzw. lilac-smoke. Bei roten Tieren wäre die Art des Tabbymusters (Ticking) aufgefallen, da die zu 99 Prozent nicht zeichnungsfrei sind, jedenfalls nicht bei Rassen , die nicht auf Farbe gezüchtet werden. Dies gilt natürlich auch für die entsprechenden schildpatt Varietäten, also teilweise rote Tiere.

Alle Katzen haben und vererben Tabby-Gene, auch wenn sie sie nicht zeigen, weil sie kein Agouti Gen A haben, sondern non-agouti a/a sind. Bei einem Stammbaum mit ausschließlich schwarzen und/oder black-smoke (oder eine der anderen oben aufgezählten Farben) Vorfahren können also Abessinier-Tabby-Gene verdeckt weitervererbt werden, ohne daß es auf dem Stammbaum sichtbar wird.

Somalikatze Ramon vom Kahleberg Foto: Somali

Trotzdem bleibt die Überlegung: wo kommen die Abessinier-Tabby-Gene her? Irgendeiner der Vorfahren, die aus dem Stammbaum nicht ersichtlich sind, muß diese Gene auch gezeigt haben, denn einen Maine-Coon oder Norweger-Stammbaum ohne Agouti-Tiere gibt es meines Wissens nicht. Man muß in der Ahnenforschung dafür meistens gar nicht so weite zurückgehen, um auf die ersten Agouti-Tiere zu stoßen. Das Tier mit dem Abessinier-Tabby muß aber unmittelbar der erste Agouti-Vorfahr der schwarzen Non-Agouti-Vorfahren sein, denn unter Agouti-Tieren kann das Abessinier-Tabby-Gen nicht verdeckt weitergegeben worden sein, da es das dominanteste der Tabby-Gene ist. Nur wenn eine lückenloser schwarzer Non-Agouti-Erbgang nachgewiesen werden kann, kann glaubhaft nachvollzogen werden, dass das Abessinier-Tabby-Gen "schon immer" in der Population der Rasse vorhanden war. Das Gleiche gilt für einen lückenlosen epistatisch weißen Erbgang