Zuchtberatung

Creme oder red-silver-tabby?

Kater mit Blutgruppe "B"

von Raymonde Harland erschienen in "katzen extra" 4/98

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baby Maine Coon

Frage:

Auch ich wende mich heute an Sie mit der Bitte, mir behilflich zu sein.

Nachdem ich einen Bericht über Blutgruppen bei Katzen gelesen habe, ließ ich sofort bei meinem Kater die Blutgruppe feststellen. Er hat Blutgruppe "B"

Ich bin ein Greenhorn bezüglich Katzenzucht, habe mir 1996 eine Kätzin und einen Kater gekauft und habe meine ersten Babys, d. h. die Babys sind gerade 8 Wochen alt. Ich füge die Stammbäume und Fotos bei. Ich hoffe, Sie können mir bei der Farbbestimmung helfen. Obwohl ich in einem Zuchtverband organisiert bin und die Babys einer langjährigen Züchterin vorgestellt habe, bin ich trotzdem unsicher.

Meine Fragen an Sie:

1. Beide Babys sind weiblich. Das Eine ist ganz dunkelrot und das Zweite ist ganz hellrot, jeweils mit weiß. Nach Aussagen der gefragten Züchterin wäre das Erste rot mit weiß und das Hellere creme mit weiß. Silber würden beide nicht tragen. Dies verunsichert mich aber sehr, denn der Kater war, als ich ihn bekam, auch so hellrot, und der soll ja angeblilch rot-silber-gestromt sein. Wie erkenne ich denn das Silber und sind sie agouti? Bei Rot soll das nicht eindeutig sicher zu bestimmen sein. Das Dunkelrot ist bis unten durchgefärbt. Bei dem Hellroten ist meiner Meinung nach nur 7/8 hellrot und 1/8 hell. Könnte das nicht das Silber sein?

King Edward the Fabulous, Maine Coon

Tragen Katzen eigentlich Verdünnung, wenn das Silber so hell ist?

2. Warum soll die Helle creme sein? Die Creme-Katzen, die ich bis jetzt gesehen habe, waren alle - einfach gesagt - dunkelweiß.

3. Welche Schwierigkeiten muß ich bei meinem Zuchtkater mit der Blutgruppe "B" befürchten? Die Blutgruppe der Kätzin habe ich bis jetzt noch nicht feststellen lassen. Ich glaube, am Besten wäre es, ich lasse bei beiden Babys die Blutgruppe bestimmen. Das müßte doch Rückschlüsse auf die Mutter zulassen? Oder ist das doch nicht genau? Schwierigkeiten bei der Geburt gab es keine. Die Babys sind auch gesund und munter.

Ich hatte vor kurzem einen Bericht über unterschiedliche Blutgruppen gehört und da sich eine Züchterin für meinen Kater als Vater interessiert, sofort die Bestimmmung machen lassen. Allerdings muß ich sagen, daß es für meinen Kater eine kleine Katastrophe war, soviel Blut dafür zu spenden. Er hat dabei einen Schock bekommen und rastet aus, sobald er einen weißen Kittel sieht. Ich behandele ihn mit Bachblüten, damit sich dieser seelische Schock hoffentlich bald wieder löst.

Lady Nelly's IntschuTschuna, Maine Coon

Nennen Sie mir auch bitte die genetische Bezeichnung meiner Katze und meines Katers.

Ich würde mich sehr feuen, wenn Sie mir bald Nachricht geben könnten, denn die Babys sind zwar gemeldet, aber ohne Farbbestimmung, was ich noch nachholen muß.

Vorab meinen herzlichsten Dank.

Antwort: 

Zunächst einmal will ich den genetischen Code Ihrer Katzen, soweit aus dem Stammbaum erkennbar, aufzeigen. Einige Ihrer Fragen lösen sich dadurch bereits.

Ihr Kater ist rot-silber-gestromt mit weiß. Aus dem Phänotyp können wir also schon einige Gene erkennen. Er ist agouti - dafür steht das große "A", er hat eine unverdünnte Farbe - dafür steht das große "D", er ist Silber - dafür steht ein großes "I", er ist Rot - dafür steht ein großes "O", er ist weiß gescheckt - dafür steht das große "S" und er ist gestromt (engl. blotched oder classic tabby) - dafür steht das kleine "t" mit dem hochgestellten "b". Die übrigen Gene sind bei der Zucht Norwegischer Waldkatzen nicht interessant, bzw. für Ihren Kater nicht relevant. Kommen wir zu dem zweiten Allel, das wir aus dem Stammbaum rekonstruieren müssen - beim Tabby-Gen können wir auch ohne Stammbaumstudium sicher sein, daß es doppelt vorhanden ist, weil es ein rezessives Gen ist. Rezessive Gene müssen immer doppelt vorhanden sein, damit sie sich im Phänotyp zeigen können.

Osaka the Fabulous, Maine Coon

Das zweite agouti Gen Ihres Katers muß ein kleines "a" sein, da seine Mutter als non-agouti schildpatt Katze nichts anders zu vererben hatte. Ihr Kater trägt also nonagouti. Ein Großvater Ihres Katers war blau, von ihm kann Ihr Kater das kleine "d" für Verdünnung geerbt haben, sicher ist dies aber nicht, er kann ebensogut reinerbig für Vollfarbe sein, also eine zweites großes "D" haben. Das zweite "i" ist auf jeden Fall ein kleines, denn die Mutter Ihres Katers war nicht Silber, hatte also auch kein großes "I" zu vererben, sondern nur kleine "i"´s. Ein kleines "o" hat Ihr Kater natürlich nicht, denn er ist ja nicht schildpatt. Er zeigt und vererbt ausschließlich rot. Bei dem Gen für Weißscheckung ist er ebenfalls mischerbig, denn sein Vater war ohne Weißscheckung und hatte diesbezüglich nur kleine "s" zu vererben. Ihr Kater ist also im Genotyp Aa D? Ii Oy Ss tbtb.

Nun zu Ihrer Katze, einer Norwegischen Waldkatze in schwarz-schildpatt-getigert mit weiß. Zunächst der Phänotyp, der z. T. auch schon Aussagen über den Genotyp zuläßt. Die Katze zeigt ihre Tigerung - dafür steht ein großes "T" und ein großes "A", sie zeigt Vollfarbe - dafür steht ein großes "D", sie ist nicht silber - dafür stehen gleich zwei kleine "i" weil dies rezessiv ist und also doppelt vorhanden sein muß, sie ist rot und schwarz - dafür stehen ein großes und ein kleines "O" und sie ist gescheckt - dafür steht ein großes "S".

Ulando the Fabulous, Maine Coon

Das zweite Allel müssen wir wieder aus dem Stammbaum erforschen. Beim Agouti-Gen könnte sie von der einen schildpatt Großmutter ein kleines "a" geerbt haben, sicher ist dies aber nicht. Aus dem Stammbaum ist kein Vorfahre in einer verdünnten Farbe sichtbar, trotzdem könnte sie das kleine "d" von einem Vorfahren geerbt haben, der noch weiter zurück liegt - wahrscheinlich ist dies allerdings nicht. Ein Großvater Ihrer Katze war ohne Scheckung. Von ihm könnte sie ein kleines "s" geerbt haben, genausogut könnte sie reinerbig für Weißscheckung sein, denn beide Eltern sind mit Weiß. Ein Elternteil Ihrer Katze ist gestromt, der andere getigert, also ist das zweite Tabby-Gen ein tb. Der Genotyp Ihrer Katze ist also: A? DD? ii Oo S? Ttb.

Die Frage, ob eines Ihrer Katzenbabys creme ist, ist also schon fast beantwortet. Es ist sehr wahrscheinlich nicht creme, da Ihre Katze nur eine ganz kleine Chance hat, Verdünnung zu tragen (das kleine "d"). Es müssen aber beide Eltern Verdünnung tragen, damit ein Baby eine verdünnte Farbe zeigen kann. Wahrscheinlicher ist dieses kleine Mädchen eine red-silver-tabby, wie ihr Vater. Dafür spricht auch ihre Beobachtung, daß die Haare nicht bis auf den Grund durchgefärbt sind. Genau diesen Effekt hat das Gen für Silberung. Der Silberanteil im Haar ist dabei ganz unterschiedlich und bei einer Rasse, die nicht auf Farbe gezüchtet wird, ist der Silberanteil am Haargrund oft gering. Das Baby ist auf jeden Fall höchstens mischerbig für silber, dies kann auch ein Grund für einen geringen Silberanteil im Haar sein. Auch das Foto spricht für red-silver-tabby, denn creme leuchtet gewöhnlich nicht so intensiv.

BelaMoscau vom Itascasee, Maine Coon

Da bei roten non-agouti Tieren auch eine tabby-Zeichnung zu sehen ist, können Ihre Baby auch non-agouti sein. Der dunkle wäre dann einfach rot/weiß und der hellere red-smoke+weiß.

Übrigens hat das Silber-Gen nichts mit Verdünnung zu tun, auch wenn die silber-tabbys heller wirken als die Katzen ohne Silber.

Nun zur Blutgruppe. Zunächst einmal wundere ich mich, daß sie die Prozedur der Blutabnahme den Babys zumuten wollen, die Blutgruppe der Kätzin kann ohnehin sicher nur durch eine Bestimmung bei ihr selbst ermittelt werden.

Die Blutgruppe "B" haben nur 5-20% der Norwegischen Waldkatzen, bei anderen Rassen sind es noch weniger, bei Britisch Kurzhaar, Exotic und Rex-Rassen liegt der Anteil höher. Die Blutgruppe "A" ist gegenüber der Blutgruppe "B" dominant. Wenn Sie Ihren Kater also mit einer Katze verpaaren, die reinerbig Blutgruppe "A" hat, so werden alle Kitten mischerbig "AB". Verpaaren Sie mit einer Katze, die schon mischerbig "AB" ist, so erhalten sie zur Hälfte Kitten mit Blutgruppe "AB" und zur Hälfte Kitten mit Blutgruppe "B". Haben die Kitten eine andere Blutgruppe, als die Mutter, so können die Anti-Körper in der Muttermilch den schnellen Tod der Kitten bedeuten. Katzen der Blutgruppe "B" haben besonders starke Antikörper gegen Blutgruppe "A". Die Kitten fangen kurz nach der Geburt an zu kümmern, ihre roten Blutkörperchen lösen sich auf, wenn die Mutter sie säugt. Flaschenaufzucht in der ersten Woche ist deshalb die einzige Rettung für diese Babys. Später können die Antikörper der Mutter nicht mehr ins Blut der Kleinen geraten, da die Darmsperre aufgebaut ist, dann können sie normal gesäugt werden. Deshalb ist es besonders problematisch, eine Katze der Blutgruppe "B" mit einem Kater der Blutgruppe "A" zu verpaaren. Bei ihrem Kater treten die Probleme also nicht so stark auf, wenn er mit Katzen Blutgruppe "AB" verpaart wird. Keine Probleme treten bei Verpaarungen mit Katzen der Blutgruppe "B" auf. Er könnte sogar ein gesuchter Zuchtkater für Katzen dieser Blutgruppe werden, da "B"-Kätzinnen immer Probleme bei der Verpaarung mit "A"-Katern haben.

Anmerkung:

Der Artikel erschien 1998, damals glaubte man noch, die Blutgruppe AB sei ein Mix aus den Gruppen A und B. Inzwischen weiß man, dass AB eine vollkommen eigenständige Blutgruppe ist, die man inzwischen C nennt, um keine Verwirrung aufkommen zu lassen. Katzen mit Blutgruppe C kann man problemlos sowohl mit A, als auch mit B verpaaren, da sie keine Antikörper gegen die anderen Blutgruppen haben. Katzen mit Blutgruppe A können aber Blutgruppe B rezessiv im Erbgut tragen und also auch vererben.

Weitere Informationen finden Sie auf diesen Seiten:

A, B oder C? Neue Gentests zum Blutgruppensystem der Katze - LABOKLIN GMBH & CO.KG LABOR FÜR KLINISCHE DIAGNOSTIK

Neva Masquarade und Sibirische Katzen von Panajotas-Blutgruppe